Nacktschnecken fotografieren – 7 Tipps

Avatar Romina Bayer | 22. November 2022

Wie du deine Unterwasserbilder von den bunten, vielfältigen Schnecken noch besser gestalten kannst, erfährst du in diesem Artikel.

Bist du bereits ein Nacktschnecken-Fan? Nacktschnecken sind wunderbare Unterwasserfotografie Motive und begeistern sowohl für Anfänger*innen, als auch versierte Unterwasserfotograf*innen.

Geh nah ran – und noch näher!

Dieses Prinzip gilt nicht nur für das Fotografieren von Nacktschnecken, sondern ist eines der wichtigsten Elemente in der Unterwasserfotografie. Um wirklich scharfe, kontrastreiche Unterwasserfotos zu erschaffen, wollen wir mit unserer Kamera möglichst nah an das Motiv heran schwimmen.

Für Makro Fotografie gilt es ganz besonders, denn eine kleine Nacktschnecke, die nur wenige Zentimeter groß ist, wirkt in einem zu großen Rahmen schnell verloren.

Wichtig ist es hierbei allerdings auch darauf zu achten, dass wir uns dem Motiv nähern, ohne etwas zu beschädigen. Die Nacktschnecke befindet sich gerade unter einer Koralle mitten im Riff und du kannst keine gute Position finden, aus der du sie auch gut fotografieren kannst? Dann warte entweder ab, ob sie aus ihrem Versteck hervor kriecht, oder suche dir lieber ein anderes Motiv.

Tarierung ist das A und O in der Unterwasserfotografie. Achte bitte auch während des Fotografierens darauf, dass du neutral tariert bist und schaue immer wieder, was sich unter dir und in deiner direkten Umgebung befindet.

Plane vorausschauend

Auch wenn Nacktschnecken langsamer (und weniger schreckhaft) sind als andere Lebewesen Unterwasser, können die kleinen Tierchen manchmal ein ganz schönes Tempo drauf haben.

Während du dein Foto planst, achte darauf, in welche Richtung sich die Nacktschnecke bewegt und halte dabei auch schon Ausschau nach guten Fotomöglichkeiten.

Bewegt sich die Schnecke gerade auf einem Schwamm Richtung Kante hin? Dann positioniere dich am besten so, dass du sie dort im richtigen Moment erwischt. Oft hilft es die Schnecken so zu fotografieren, dass du das offene Meer im Hintergrund hast um ablenkende Hintergründe zu vermeiden.

Setz den Fokus auf die Rhinophoren

Die Augen der Nacktschnecken befinden sich auf ihrem Kopf, unterhalb ihrer Rhinophoren (die kleinen “Hörnchen” auf ihrem Kopf). Sie sind extrem klein und oft gar nicht zu erkennen.

Rhinophoren (Fühler) sind olfaktorische Sinnesorgane, mit Hilfe derer die Schnecken Nahrungsquellen finden. Setze den Fokuspunkt deiner Bilder gezielt auf die Rhinophoren.

Nacktschnecken fotografieren

Spiele mit den Farben

Nacktschnecken gibt es in allen möglichen Farben und Formen: von Blau gestreift, über Gelb gepunktet bis hin zu strahlendem, neon-leuchtenden Orange.

Nutze diesen Farbenreichtum in deinen Bildern.

Eine besonders fotogene Teilordnung der Nacktkiemer sind die Fadenschnecken (Aeolidida).

Fadenschnecken haben neben den Rhinophoren häufig auch Mund Tentakeln, die meist sogar länger als die Rhinophoren sind und daher leicht mit diesen verwechselt werden.

Auf ihrem Rücken befinden sich sogenannte Cerata: Ansätze, mit denen sie atmen, und sich auch verteidigen. Diese Cerata schwingen hin und her, während die Schnecke sich fortbewegt, aber auch wenn eine leichte Strömung vorhanden ist.

Naktschnecken fotografieren

Eine besondere Herausforderung für Unterwasserfotografie*innen ist es den richtigen Moment ab zu passen, in dem sich die Fadenschnecke selbst, aber auch ihre Cerata in einer guten Position befinden. Meist ist dies mit viel Geduld verbunden.

Extra Tipp: Durch den Einsatz eines Blitzes kannst du die Farben in deinen Unterwasserfotos noch mehr zum Leuchten bringen. Gerade im Makro-Fotografie Bereich ist hier ein Blitz auch schon vollkommen ausreichend, um deine Motive auszuleuchten. Solltest du noch keinen externen Blitz für deine Unterwasserfotos nutzen, kannst du auch gerne eine Videolampe zur Hilfe nehmen.

Benutze eine (Vorsatz-)Makrolinse

Die Nacktschnecke wirkt viel zu klein in deinem Foto, und näher ran kannst du auch nicht mehr? Spezielle Makrolinsen haben den Vorteil, dass sie für Aufnahmen im Nahbereich optimiert sind.  Sie ermöglichen es uns, einen großen Abbildungsmaßstab zu erzielen und kleine Motive aus nächster Distanz zu fotografieren. Durch eine höhere Auflösung wird auch eine bessere Bildqualität erreicht.

Je nachdem welches Kamerasystem du nutzt, könnte hier z.B. ein 60 mm oder 100 mm Makro Objektiv in Frage kommen. Längere Brennweiten erlauben einen größeren „Arbeitsabstand“ zu deinem Motiv. Das ist gerade bei sehr schreckhaften Objekten ein großer Vorteil.

Es muss auch nicht immer direkt ein Wechselobjektiv sein. (Nass-) Vorsatzlinsen können von außen auf den Port deines Unterwassergehäuses angeschraubt oder vorgeklappt werden. Das bietet dir den großen Vorteil, dass du die Linse während deines Tauchgangs flexibel an- und auch wieder abschrauben kannst, je nachdem welches Motiv dir gerade vor die Kamera schwimmt (oder in diesem Fall kriecht).

Ein weiterer Vorteil von (Nass-) Vorsatzlinsen: sie können sowohl für Kompaktkameras, als auch andere Kamerasysteme und sogar in Kombination mit einem Makroobjektiv genutzt werden. Sie ändern dabei nicht nur den Vergrößerungsfaktor, sondern optimieren auch den Arbeitsabstand, produzieren ein angenehmes Bokeh und eine schönen Übergang von Schärfe- und Unschärfebereich.

 

Achte auf den Hintergrund

Wenn wir Unterwasser fotografieren, konzentrieren wir uns oft auf das Hauptmotiv in unserem Bild. Für ein ausdrucksstarkes Foto ist aber der Hintergrund mindestens genauso wichtig.

Ein “unaufgeräumter”, unruhiger Hintergrund kann stark von deinem Hauptmotiv ablenken. Ein stimmiger, ruhiger Hintergrund lenkt den Fokus des Betrachters wieder zurück auf das Motiv- in diesem Fall die Nacktschnecke.

Nacktschnecke Makrofotografie

Achte beim Fotografieren daher nicht nur auf die Nacktschnecke, sondern auch auf den Unter- und den Hintergrund.

Sollte der Hintergrund wirklich unpassend sein und die Schnecke auch keinerlei Anstalten machen sich zu bewegen, kannst du immer noch versuchen dein Foto durch einen andere Perspektive und gezielter Lichtführung zu verbessern.

Wie wäre es z.B. wenn du die Nacktschnecke von einer anderen Seite fotografierst? Kannst du deine Blitze so setzen, dass der Hintergrund möglichst wenig ausgeleuchtet wird?

Gewöhnliche Schnecken

Schwimm nicht an der Chromodoris vorbei, nur weil du sie schon tausendmal gesehen hast!

Vielleicht kennst du diese Situation auch: du bist gerade auf der Suche nach einem tollen Motiv, da ruft dich dein Tauchguide aufgeregt her, um dir etwas zu zeigen. Doch dann kommt die Enttäuschung: “Schon wieder eine Chromodoris”, denkst du dir.

Bevor du aber weiter schwimmst, nur weil du diese Spezies schon tausend mal gesehen hast und es für dich keine besondere Nacktschnecke mehr ist, check lieber einmal, ob sie nicht doch eine gute Foto Möglichkeit bietet.

Oft sind es nämlich gar nicht “die besonderen Schnecken”, die uns die besten Möglichkeiten bieten, ein außergewöhnliches Foto zu erschaffen, sondern die gewöhnlichen Schnecken in einer besonders guten Position.

Fazit

Nacktschnecken zu fotografieren macht Spaß und kann manchmal herausfordernd sein. Auf jeden Fall ist es aber eine gute Übung um dich auch auf andere (schnellere) Motive vorzubereiten.

Du möchtest noch mehr über Unterwasserfotografie lernen und deine Fotos verbessern? Im Online Kurs “Die Geheimnisse der Unterwasserfotografie” lernst du alles, was du brauchst, um auf deinen Tauchgängen atemberaubende Unterwasserfotos zu erschaffen. Starte noch heute!